194 WHO-Mitglieder wollen Pandemieabkommen retten

Genf (dpa) - Das geplante Pandemieabkommen bei der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht auf Messers Schneide. 194
Mitgliedsländer wollen das Vertragswerk ab Montag in Genf
mehrheitsfähig machen. «Es wird schwierig», sagte ein Verhandler in
Genf. Der geplante Abschluss der Verhandlungen war vor Ostern
gescheitert. Im Ringen um eine Einigung haben die Verhandlungsführer
einen radikal gekürzten Entwurf vorgelegt. Er umfasst noch 23 Seiten.
Zahlreiche umstrittene Bestimmungen sind darin nicht mehr enthalten.
  

Das internationale Abkommen soll bei einer neuen Pandemie Leben
retten und weniger Chaos als in der Corona-Pandemie garantieren. Es
soll bei der WHO-Jahrestagung Ende Mai/Anfang Juni in Genf
verabschiedet werden.  

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) verlangte von der
Bundesregierung großen Einsatz. «Der Kern des WHO-Vertrags muss
globale Gesundheits- und Gerechtigkeitsfragen regeln, nicht
Industrieinteressen schützen», sagte Melissa Scharwey, MSF-Expertin
für globale Gesundheit, der Deutschen Presse-Agentur. Umstritten ist
etwa, ob und wie Pharmafirmen verpflichtet werden, Know-how zu teilen
und einen Teil ihrer Produktion gratis oder günstig für ärmere Länd
er
bereitzustellen. MSF fordert zudem verbindliche Regeln, dass
Impfstoffe künftig in vielen Ländern hergestellt werden können.
«Deutschland muss sich dafür starkmachen, dass staatliche
Investitionen in Forschung und Entwicklung an Bedingungen geknüpft
werden, so dass es später einen gerechten Zugang für Menschen in
aller Welt zu den medizinischen Produkten gibt», sagte Scharwey.